R-Bau - Rückbaustrategie zur Forcierung des verwertungsorientierten Rückbaus im Wohnbau - Projektbeschreibung

Abbildung 3: Kreislaufwirtschaft: Grafik © Frauenhofer IBO
Abbildung 2: Beispiel Gebäudemodell Grafik © Bayerisches Landesamt für Umwelt 2014
Abbildung 1. EU- Abfallhierarchie – Grafik © Baustoff Recycling Bayern
Projekttitel: 
Entwicklung einer praxisorientierten replizierbaren Rückbaustrategie zur Forcierung des verwertungsorientierten Rückbaus im Wohnbau
Akronym: 
R-Bau
Zeitraum: 
2014 - 2016
Projektdurchführung: 
Österreichische Energieagentur (AEA)
Ressourcen Management Agentur (RMA)
Unterstützt durch: 
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit)

Die Ressourcen Management Agentur (RMA) hat gemeinsam mit der Österreichische Energieagentur (AEA) den Zuschlag für das Projekt „R-Bau“ erhalten. Das Akronym „R-Bau“ steht für „Entwicklung einer praxisorientierten replizierbaren Rückbaustrategie zur Forcierung des verwertungsorientierten Rückbaus im Wohnbau“. Das Projekt wurde beim FFG – Call Stadt der Zukunft im Ausschreibungsschwerpunkt Energie- und ressourcenorientierte Stadtplanung eingereicht.

Ziel des Projekts „R-Bau“ ist es, unter Einbindung von Wohnbauträgern, mithilfe von repräsentativen Gebäudemodellen einen Rückbaukatalog mit Handlungsanweisungen für eine ressourcenschonende und kostenoptimale Verwertung anfallender Baurestmassen zu erstellt. Die Erkenntnisse aus dem Projekt liefern einen wichtigen Beitrag im Hinblick auf Recycling von Baustoffen und Bauteilen sowie die Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse auf den Entwurf, die Planung und die Errichtung von neuen Wohnbauten. Durch das Projekt „R-Bau“ wird ein wesentlicher Beitrag geliefert, um gemeinsam mit betroffenen Akteuren den verwertungsorientierten Rückbau im Wohnbau in Österreich als Stand der Technik zu etablieren und so ein Vorbild für die weiteren Bereiche des Hochbaus zu schaffen.

Problemaufriss

Gegenwärtig kann davon ausgegangen werden, dass bei Abbruch- und Sanierungstätigkeiten im Hochbau der verwertungsorientierte Rückbau eine untergeordnete Rolle spielt. In der Regel wird der Abbruch von Bauwerken pauschal ausgeschrieben und abgerechnet. Darunter leidet die Qualität der anfallenden Abfälle (v.a. mineralischer Bauschutt), die meist (ca. 40 bis 60 %) kostenintensiv deponiert oder unkontrolliert abgelagert werden. Im Projekt „R-Bau“ werden speziell Wohnbauträger angesprochen. In Österreich existieren knapp 200 gemeinnützige Wohnbauträger, die ca. 850.000 Wohneinheiten verwalten (ca. ¼ des gesamten österreichischen Wohnungsbestandes). Dabei handelt es sich um Multiplikatoren, die die Ergebnisse und Erkenntnisse des Projektes weitertragen werden.

Abfälle aus dem Bauwesen haben ein hohes ungenutztes Ressourcenpotenzial und müssen gemäß EU-Abfallrahmenrichtlinie (siehe Abbildung 1) bis 2020 zumindest zu 70 % verwertet werden. Neben dem Verwertungsziel gibt die EU-Rahmenrichtlinie mit der Abfallhierarchie vor, wie Abfälle einer Verwertung zuzuführen sind. Prioritär ist die Vermeidung und Verwertung anzuwenden. Gefolgt vom Recycling und der sonstigen Verwertung (z.B. thermische Verwertung). Erst wenn alle vorher genannten Stufen ausgeschlossen sind, so ist eine Beseitigung (Deponierung) anzuwenden. Die Abfallhierarchie ist naturgemäß auch für die Verwertung von Abfällen aus dem Bauwesen anzuwenden. Es bietet sich die Chace durch den Erlösen aus der Wiederverwendung bzw. Wiederverwertung von Ressourcen die Abbruchkosten im Vergleich zur geordenten Deoponierung zu redzuieren.

Als Grundvoraussetzung der nachhaltigen Nutzung von Baurestmassen ist ein Paradigmenwechsel bei der Durchführung von Abbrüchen notwendig. Die Demolierung muss vom verwertungsorientierten Rückbau als Stand der Technik abgelöst werden. Teil dieses verwertungsorientierten Rückbaus ist ein vorgelagertes Abbruchkonzept und eine vor Abbruchtätigkeiten durchgeführten Schad- und Störstofferkundung. Wobei die Schad- und Störstoffe identifiziert und ausgeschleust werden, um vor allem die mineralischen Baurestmassen in möglichst hoher Reinheit zu erhalten. Die Schadstoffarmut und der Reinheitsgrad der mineralischen Baurestmassen steht in direktem Zusammenhang mit den Möglichkeiten des Einsatzes als Sekundärbaustoff.

Vorgangsweise

Im Projekt „R-Bau“ wird die Vorgehensweise von Wohnbauträgern bei Abbrüchen sowie Sanierungstätigkeiten aus abfallwirtschaftlicher Sicht analysiert. Es werden die technischen und rechtlichen Barrieren identifiziert, die einen Paradigmenwechsel bei Abbrucharbeiten entgegen stehen. Mithilfe von standardisierten Gebäudemodellen (Beispiel Abbildung 2) wird analysiert, welche Bauteile/Baumaterialien wiederverwendet oder wiederverwertet werden können. Definierter Output ist ein Rückbaukatalog, der jene Bauteile/Baumaterialien ausweist, die sich für eine Wiederverwendung bzw. -verwertung eignen.

Eine Strategie für den nachhaltigen Umgang mit Baurestmassen und Bauteilen wird mit den Wohnbauträgern erarbeitet. Die Anforderungen sind bei unterschiedlichen Wohnbauträgern in allen Bundesländern ähnlich. Deshalb kann diese Strategie für weitere Wohnbauträger repliziert werden. Es werden Handlungsanweisungen für die nachhaltige, ressourcenschonende und kostenoptimale Verwertung anfallender Baurestmassen erarbeitet. Relevantes Instrument ist der verwertungsorientierte Rückbau in Hinblick auf Re-Use und hochwertiges Recycling von Baustoffen und Bauteilen. Das Konzept wird in Richtung zukünftiger Abbrüche weiter entwickelt. Die Projektergebnisse und -erkenntnisse sollen auch auf den Neubau wirken und auf den Entwurf, die Planung und die Errichtung von neuen Wohnbauten angewendet werden. Dadurch werden zukünftig besser rückbaubare Wohnbauten zu errichtet. Ebenfalls werden Möglichkeiten zur Überwindung der derzeitigen technischen und rechtlichen Barrieren beim Umgang mit rückgebauten Baustoffen und Bauteilen identifiziert, sowie spezifische Anreize für die praktische Umsetzung des „verwertungsorientierten Rückbaus“ erarbeitet. Schlussendlich soll erreicht werden, dass Baurestmassen als zertifizierte Baustoffe (gem. Richtlinie für Recycling-Baustoffe Baustoff Recycling Verband (BRV); Kontrolle durch den Güterschutzverband) bei Neubau und Sanierung eingesetzt werden können.

Durch das Projekt „R-Bau“ wird ein wesentlicher Beitrag geleistet, den verwertungsorientierten Rückbau im Wohnbau in Österreich als Stand der Technik zu etablieren. Die Projektergebnisse ermöglichen es den Wohnbauträger, den Rückbau optimiert und kosteneffizient durchzuführen und Erkenntnisse für den Neubau zu gewinnen. Die Berücksichtigung der Ergebnisse wird zukünftig den Rückbau von Wohnbauten erleichtern. Dadurch werden Ressourcen nachhaltig geschont und die geforderten Recyclingquoten auch durch den Hochbau erfüllt und der Lebenszyklusgedanken (siehe: Abbildung 3) im Bauwesen implementiert.

> Link zu den Projektergebnissen <