VEMED II – Erweiterung der Grundlagen für einen effizienten Ausstieg aus der Verwendung PVC-hältiger medizinischer Artikel

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Projekttitel: 
VEMED II – Erweiterung der Grundlagen für einen effizienten Ausstieg aus der Verwendung PVC-hältiger medizinischer Artikel
Akronym: 
VEMED II
Zeitraum: 
2006 - 2007
Projektdurchführung: 
Ressourcen Management Agentur (RMA)
Unterstützt durch: 
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Das Lebensministerium)
Krankenhaus Hietzing (KHR)

Ziel ist es, die im Projekt VEMED begonnene Unterstützung der Krankenanstalten des KAV bei einem effizienten Ausstieg aus der Verwendung medizinischer PVC-hältiger Artikel fortzusetzen. Dazu werden für die Krankenanstalten die Grundlagen für einen Ausstieg aus der Verwendung medizinischer PVC-hältiger Artikel erweitert und die Krankenanstalten werden bei ihren Bemühungen für einen Ausstieg unterstützt.

Kurzfassung

In den Projekten VEMED und VEMED II werden die Krankenanstalten des Wr. Krankenan-staltenverbundes (KAV) beim Ausstieg aus der Verwendung PVC-hältiger Artikel unterstützt. PVC (Polyvinylchlorid) wäre ohne die Zugabe von Weichmachern ein spröder harter Kunst-stoff. In der medizinischen Anwendung ist jedoch eine bestimmte Flexibilität des Materials gefordert, die primär durch den Weichmacher Diethylhexylphthalat (DEHP) erzielt wird. Phthalate werden in PVC in mehr oder weniger hohen Konzentrationen zugesetzt, diese können bis zu 40 % betragen.

In vielen medizinischen Produkten werden Phthalate, vor allem DEHP, als Weichmacher eingesetzt. Diese Weichmacher sind nicht chemisch an die PVC-Matrix gebunden, sondern nur physikalisch im PVC gelöst und können daher, vor allem von fetthaltigen Flüssigkeiten wie Blut oder Nahrungskonzentraten, herausgelöst werden. Dadurch werden Patienten Gefahren ausgesetzt, die insbesondere für Föten, Neugeborene, schwangere Frauen oder Dialysepatienten, die sich einer medizinischen Behandlung unterziehen, problematisch sind. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass DEHP toxische Auswirkungen auf Ungeborene, auf das Fortpflanzungssystem und auf innere Organe (Leber, Niere, Lunge, Herz) hat.

Der im Projekt VEMED erstellte Artikelkatalog mit PVC-freien Artikel aus den Warengruppen Infusionsgeräte; Nadeln, Katheter (Blutkontakt); Tuben, Tracheoflex; Sauerstoffbrillen, -masken, -schläuche; Perfusorleitungen; Dreiweghähne; Absaugkatheter; Darmrohre und Untersuchungshandschuhe wurde aktualisiert und ergänzt und beinhaltet gegenwärtig rund 680 PVC-freie medizinische Artikel.

Für jene im Wiener Krankenanstaltenverbund für den PVC-Fluss hauptverantwortlichen PVC-hältigen Artikel, wurde nach PVC-freien Alternativprodukten gesucht. Diese wurden in vier Krankenanstalten (Krankenanstalt Rudolfstiftung, Kaiserin Elisabeth Spital, Krankenhaus Hietzing und Preyer’sches Kinderspital) in ausgewählten Stationen auf ihre Praxistauglichkeit getestet und mittels eines eigens dafür entworfenen, einheitlichen Evaluationsblattes beurteilt.

Folgende Ergebnisse und Schlussfolgerungen werden gezogen:

• Es wurden insgesamt 17 verschiedene Artikel aus 7 Warengruppen auf ihre Praxistaug-lichkeit getestet. 8 Artikel aus 4 Warengruppen (Absaugkatheter, Infusionsgeräte, Sauer-stoffmaske, U-Handschuhe) wurden positiv, die Perfusorleitung wurde sowohl positiv als auch negativ beurteilt. Nachdem der Nachweis der Praxistauglichkeit erbracht worden ist, stehen die positiv beurteilten Artikel unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und finanziellen Möglichkeiten der Krankenanstalten für eine Substitution zur Verfügung.

• In den am Projekt teilnehmen Krankenanstalten wurden seit Beginn des Projekts VEMED laufend Artikel auf PVC-freie bzw. PVC-reduzierte Ausführungen umgestellt. 15 dieser Artikel konnten identifiziert und die Reduktion des PVC-Gehalts dokumentiert werden. Diese Artikel stehen ebenfalls für eine Substitution zur Verfügung.

• Die Neonatologie der Krankenanstalt Rudolfstiftung ist annähernd PVC-frei. Durch gezielte Umstellung auf PVC-freie Artikel ist es gelungen, den PVC-Anteil am Massenfluss auf etwa 1 % zu reduzieren. Er entspricht somit jenem der Kinderklinik Glanzing.
• Der PVC-Fluss des Preyer´schen Kinderspitals wurde im Zeitraum 2000 bis 2006 von anfänglich 400 kg auf ca. 250 kg reduziert. Im Jahr 2003 wurde mit 200 kg das Minimum erreicht. Durch die Einführung neuer, PVC-hältiger Artikel in den letzten Jahren stieg der PVC-Fluss jedoch wieder auf ca. 250 kg an.

• Das theoretische PVC-Einsparungspotential bei einer KAV-weiten Umstellung der positiv beurteilten Artikel beträgt 33 %. Mit einem einzigen Artikel, dem „Infusionsgerät Druck 150cm“ könnten 24 % des jährlichen PVC-Flusses eingespart werden. Dafür stehen zwei positiv beurteilte PVC-freie Alternativartikel zur Verfügung.

• Kurzfristig scheint eine Reduktion des PVC-Flusses im Wiener Krankenanstaltenverbund um 10 % möglich. Um das PVC-Einsparungspotential jedoch voll ausschöpfen zu können, ist eine wesentliche Preisreduktion bei PVC-freien Infusionsgeräten notwendig, denn sie verursachen knapp ein Viertel des PVC-Flusses. Zur Zeit betragen die Mehrkosten > 200 %. Eine Möglichkeit diese Differenz zu verringern, wäre die zentrale Ausschreibung von PVC-freien Infusionsgeräten.

• Ein schwerpunktmäßiger Umstieg auf PVC-freie Alternativen in sensiblen Bereichen wie z. B. Neonatologie, Pädiatrie oder Gynäkologie wäre ein mögliches Vorgehen.

 

 

 

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