ReKna - Recherche und Vergleich von Kriterien für eine nachhaltige Lebensmittel- und Speisenauswahl in Großküchen
Mit dem ersten Klimaschutzprogramm wurde für Einrichtungen der Stadt Wien ein Bio-Anteil von mindestens 30 % als Zielwert festgeschrieben. Im Klimaschutzprogramm Wien KliP II (2010-2020) werden weitere Kriterien vorgegeben, mit deren Hilfe die durch die Beschaffung von Lebensmitteln durch Einrichtungen der Stadt Wien verursachten Treibhausgasemissionen weiter vermindert werden sollen. Aus diesem Grund wird mittels Literaturrecherche erfasst, wie andere Institutionen mit dem Thema umgehen und ob und welche Kriterien der Lebensmittel- und Speisenauswahl verwendet werden.
Zielsetzung und Methodik
Ziel des Projektes ist es mittels Literaturrecherche zu erfassen, wie andere Institutionen im In- und Ausland mit der Fragestellung „Nachhaltigkeits-Kriterien im Speiseplan von Großküchen“ umgehen und welche Kriterien von Institutionen im In- und Ausland für die Umsetzung einer nachhaltigen Lebensmittel- und Speisenauswahl definiert und herangezogen werden. Bei der Auswertung werden die recherchierten Kriterien den in Wien verwendeten Kriterien von ÖkoKauf Wien, Klip, „natürlich gut Teller“ und Projekt UMBESA gegenübergestellt und zusammengefasst.
Ergebnisse
Es wurden insgesamt 30 Projekte und Richtlinien erfasst. Neben 8 aus österreichischen Bundesländern 15 aus Großbritannien, Italien, Deutschland, Niederlande und Dänemark, 2 von der EU, 3 Studien mit Beteiligung mehrerer EU-Länder und 2 internationale Studien. Auf Bundesebene wurden ökologische Kernkriterien für 16 Produktgruppen erarbeitet. Für die Beschaffung von Lebensmitteln wird in diesen naBe-Kernkriterien ein Anteil an ökologisch/biologisch erzeugten Lebensmittel von 25 % (monetär bewertet) als einziges Kriterium empfohlen.
Eine nachhaltige Beschaffung wird in allen Bundesländern angestrebt. Die Umsetzung erfolgt mit Hilfe von Kriterien, die uneinheitlich entwickelt und festgelegt werden. Mit Wien (30 % - 50 %), NÖ und der Steiermark (jeweils 25 %) sind nur in drei Bundesländern Bio-Quoten verbindlich festgelegt worden. OÖ und Vorarlberg beabsichtigen bis 2018 bzw. 2020 einen Bio-Anteil von 50 % und 30 % zu erreichen. In den restlichen vier Bundesländern wird Bio ohne konkreter Quote empfohlen. In praktisch allen Bundesländern gibt es Programme, die Betriebe im Einflussbereich der öffentlichen Hand anhalten und motivieren, Lebensmittel und Speisen nach nachhaltigen, ökologischen Kriterien einzukaufen bzw. anzubieten. Die primäre Motivation dieser Programme ist es, den Verpflegungsteilnehmern ein gesundes Essen anzubieten. Viele Programme stellen die Frage nach Regionalität sowie der Vermeidung von Abfällen bei Zubereitung und Konsum ins Zentrum. Die positiven ökologischen Auswirkungen werden oft nur als Nebenaspekt gesehen. Der Bio-Anteil ist das am weitesten verbreitete Nachhaltigkeitskriterium und wird von 83 % der Projekte verwendet. Mit dem Wert von 30 % Bio-Anteil hat Wien, im Vergleich mit jenen Städten, die einen Zielwert konkret vorgeben, eine eher niedrige Quote vorgegeben.
Zwei Drittel der recherchierten Projekte verwenden Regionalität als Indikator, in knapp der Hälfte werden Saisonalität und Fairtrade zur Beurteilung der Lebensmittel herangezogen. Die Projekte in Amsterdam und in Dänemark greifen die Beziehung der Stadt zu ihrem sie versorgenden Umland auf und vernetzen die Aktivitäten zu einer nachhaltigen Entwicklung. In Großbritannien haben die Projekte einen starken Focus auf Armutsbekämpfung durch leistbare Lebensmittel, Förderung von lokalen Klein- und Mittelbetrieben in der Stadt und im Umland, Einbeziehung von Schulen und Bildungseinrichtungen sowie der Förderung von lokalen, privaten Initiativen. Die Projekte und Ergebnisse werden in Großbritannien stark in die Öffentlichkeit getragen. Die Stadt Rom beeindruckt mit kontinuierlich steigenden Anforderungen bei den wiederkehrenden Ausschreibungen zur Schulverpflegung. Dass auch die UNO-Organisation UNEP einen Leitfaden für das Hotel- und Gastgewerbe herausgegeben hat, zeigt die Bedeutung und die globale Dimension der zukünftigen Sicherstellung einer nachhaltigen und gesunden Versorgung mit Nahrungsmitteln auf.
Schlussfolgerung
Der in Wien angewendete Kriterienkatalog ist ausreichend und ambitioniert für die Beschaffung von Lebensmitteln nach nachhaltigen, ökologischen Kriterien und um diese messen und die zeitliche Entwicklung darstellen zu können. Andere Städte und Länder verwenden gleichartige Kombinationen aus diesen Maßzahlen. Die Motivation von Seiten des Klimaschutzes, wie sie in der Stadt Wien verankert ist, ist ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt. Auch die sehr strenge Verpflichtung der Beschaffung zur Einhaltung der vorgegebenen Kriterien und Ziele in Form des Erlasses des Magistratsdirektors, konnte nur in Wien gefunden werden.
Anhang | Größe |
---|---|
Projekt ReKna - Endbericht (Vers. 1.1).pdf | 877.34 KB |