RaABa - Rahmenbedingungen für den Aufbau und Initiierung eines regionalen Wiederverwendungsnetzwerkes für Bauteile aus dem Bauwesen als Beitrag zur Ressourcenschonung.
Ziel ist es, grenzübergreifend ein Konzept für den Aufbau von Wiederverwendungsnetzwerken im Bauwesen (Bauteilnetzwerke) in Österreich und Ungarn zu erstellen, dessen Praxistauglichkeit in beiden Ländern zu testen und die Umsetzung regionalspezifisch zu initiieren. Dafür müssen technische, wirtschaftliche, logistische und rechtliche Rahmenbedingungen bzw. Barrieren identifiziert und gegebenenfalls abgebaut werden. Ein weiters Ziel ist es, durch die Initiierung des Bauteilnetzwerkes einen Beitrag zur Schaffung von Green Jobs zu leisten.
Hintergrund
Die Effizienz der Bewirtschaftung (mineralischen) Baurestmassen ist unterschiedlich ausgeprägt. Abfälle aus dem Bauwesen (Hoch- und Tiefbaurestmassen) werden gegenwärtig zu ca. 86 % einer Verwertung zugeführt [BMLFUW, 2015]. Zum Aufkommen und Verbleib wiederverwendbarer Bauteile aus dem Bauwesen existieren gegenwärtig keine Statistiken. Schätzungsweise etwa 60 % der anfallenden Baurestmassen werden deponiert. Die EU-Mitgliedsstaaten verpflichten sich bis 2020 mind. 70 % der Abfälle aus dem Bauwesen wiederzuverwenden oder zu verwerten. Wiederverwendungsnetzwerke liefern einen wichtigen Beitrag zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung. Die Wiederverwendung im Bauwesen ist nicht etabliert, aber ein sehr hohes Potenzial wird vorhergesagt. In einzelnen Mitgliedsstaaten der EU (v.a. Deutschland, Niederlande) werden bereits erfolgreiche Wiederverwendungsnetzwerke im Bauwesen betrieben. Zur Etablierung eines Wiederverwendungsnetzwerkes („Bauteilnetz“) in Österreich und Ungarn müssen technische, wirtschaftliche, logistische und rechtliche Barrieren identifiziert und abgebaut werden. Durch die Etablierung von Bauteilnetzwerken in Österreich und Ungarn wird ein relevanter Beitrag zur Wiederverwendung geliefert und der Lebenszyklusgedanke im Bauwesen gefördert.
Umsetzung und Ergebnisse
Die technische Machbarkeit der Wiederverwendung von Bauteilen (z.B. Träme, Parkett, Sanitäranlagen, Dachdeckung, Fenster) aus dem Bauwesen kann im Projekt RaABa praxisnahe untersucht, dokumentiert und bewertet werden. Durch die wissenschaftliche Begleitung von Abbruchtätigkeiten werden Daten und Fakten zum zerstörungsfreien Rückbau und der Vorbereitung zur Wiederverwendung gewonnen. Diese Daten fließen in das im Projekt erstellte Handbuch ein und bilden den Kern des Praxisleitfadens. Technisch stellt der zerstörungsfreie Rückbau in der Regel kaum eine Hürde dar. Die Berücksichtigung wirtschaftlicher und vor allem rechtlicher Aspekte offenbart Barrieren die gegenwärtig die Wiederverwendung von Bauteilen hemmen. Aus wirtschaftlicher Sicht sind der Rückbau und die Vorbereitung zur Wiederverwendung von Bauteilen aus dem Bauwesen vom potentiellen Erlös abhängig. Übersteigen die potentiellen Erlöse die Aufwendungen für Personal und Maschineneinsatz ist die Wiederverwendung von Bauteilen betriebswirtschaftlich sinnvoll. Bei hochqualitativen bzw. historisch wertvollen Bauteilen ist dieser Umstand bereits heute gegeben bzw. existieren funktionierende Märkte. Im Bereich der Massenware ist ein funktionierender Markt im Bereich die Wiederverwendung noch zu stimulieren. Der gegenwärtige rechtliche Rahmen stellt eine relevante Barriere im Bereich der Wiederverwendung von Bauteilen aus dem Bauwesen dar. Die Auslegung des Abfallbegriffes hat zur Folge, dass alle Bauteile, die in einem Abbruchgebäude enthalten sind, Abfall im Sinne des Gesetzes sind, da eine Entledigungsabsicht gegeben ist. Die Konsequenz davon ist, dass alle Akteure, die diese Bauteile zur Vorbereitung zur Wiederverwendung aufbereiten wollen, alle notwendigen rechtlichen Auflagen, Nachweise und Dokumentationspflichten erfüllen müssen. Handwerksbetriebe sind in der Regel nicht im Besitz dieser Genehmigungen, da sie sich nicht als Abfallsammler/-behandler wahrnehmen. Der zusätzliche bürokratische Aufwand macht die Wiederverwendung von Bauteilen für Handwerksbetriebe bis zu einem gewissen Grad unattraktiv. Aus diesem Grund sind zukünftig Änderungen in der Auslegung des Abfallbegriffes bzw. Erleichterung bei der Erbringung der Nachweise gem. Abfallwirtschaftsgesetz (AWG) zu forcieren, um die Wiederverwendung im Bauwesen zu unterstützen. Neben der Generierung von neuem Wissen im Bereich zerstörungsfreier Rückbau bzw. Vorbereitung zur Wiederverwendung werden im Projekt RaABa durch intensiven Austausch die relevanten Stakeholder der öffentlichen Verwaltung und der Wirtschaftstreibenden zum Thema Wiederverwendung im Bauwesen informiert und sensibilisiert. Die entwickelten Leitfäden und Handlungsanweisungen für den zerstörungsfreien Rückbau von Bauteilen aus Abbruchgebäuden bilden deren technische und wirtschaftliche Grundlage. Durch die Erarbeitung von Schulungskonzepten für Lehrlinge bzw. deren Fortbildung ist ein wichtiger Schritt zur Implementierung der Wiederverwendung im Bauwesen erfolgt. Durch diese neuen Informationsquellen wird der Grundstein gelegt die Ergebnisse und Erkenntnisse des Projektes RaABA auch nachhaltig über die Projektdauer hinaus in der Aus- und Weiterbildung Widerhall finden. Im Projekt wurde eine Datenbank erstellt, die potenzielle Akteure im Bereich der Wiederverwendung enthält. Über die entwickelte Homepage können sich diese Akteure auf der Plattform mit ihrem Angebot oder Nachfrage im Bereich Wiederverwendung im Bauwesen vernetzen und austauschen.
Weiterer Handlungs- und Forschungsbedarf
Der Bereich „Bauen & Wohnen“ hat einen großen Einfluss auf die Umwelt. Bereits vor Jahren wurde dem im Bereich Energie Rechnung getragen und seitdem die Energieeffizienz unserer Gebäude stetig verbessert. Das Thema Energieeffizienz kann jedoch nicht alleine, auf die im Betrieb benötigte Energie isoliert, betrachtet werden. Aus diesem Grund ist die Frage der Nachhaltigkeit im Bauwesen um den Begriff der Ressourceneffizienz zu erweitern. Zur Steigerung der Ressourceneffizienz sind folgende Maßnahmen relevant:
- Exakte und praktikable Abgrenzung der Begriffe „Abfall“ und „Produkt“ um klar zu definieren, wann Vorbereitung zur Wiederverwendung erreicht wird und unter welchen Bedingungen?
- Qualitätsmanagement bei Abbruchtätigkeiten durch qualifizierte Gewerbetreibende sicherstellen
- Berücksichtigung der Abfallhierarchie gem. EU-Abfallrahmenrichtlinie bei Abbruchtätigkeiten
- Verwertungsorientierter Rückbau bei Abbruchtätigkeiten wird zum Stand der Technik erhoben und in die Bauordnungen der Bundesländer übernommen.
- die Umweltauswirkungen von Bauprodukten entlang des gesamten Lebenszyklus zu minimieren,
- Branchenlösungen für die Wiederverwendung von Bauteilen aus dem Bauwesen entwickeln.
- Umsetzung der GA 7 (gem. EU-BauproduktenVO) beim Produktdesign von neuen Bauprodukten
- Markt für Wiederverwendung von Bauteilen zu stimulieren.
Fördergeber
Das Projekt RaABa wird durch die Europäische Kommission im Programm Europäische Territoriale Zusammenarbeit (ETZ AT-HU), die Wirtschaftskammer Wien (Referat Umwelt, Innovation und Technologietransfer) und das Bundesministerium für ein lebenswertes Österreich (Abteilung V/6: Abfallvermeidung, -verwertung und –beurteilung) gefördert.
Projektpartner
- Ressourcen Management Agentur (RMA); Wien
- Nyugat-magyarországi Egyetem Kooperációs Kutatási Központ Nonprofit Korlátolt Felelősségű Társaság (KKK); Sopron
- Wirtschaftskammer Wien; Referat Umwelt, Innovation und Technologietransfer